Heilige Räder

HEILIGE HOCHZEIT

Das Ende aller Märchen oder die Heilige Hochzeit
Wer im Bahnhof 2012 , den Zug der Schmetterlinge besteigt, wird ziemlich sicher eine Metamorphose durchmachen. Um diese zu vollziehen, ist es wichtig, zum Schluss aller Märchen des letzten Jahrtausends gekommen zu sein, nämlich zu unserer inneren Heiligen Hochzeit von Animus und Anima.
So lange die männliche und weibliche Seite im Konflikt stehen, so lange sie nicht erkennen, dass sie das gleiche Reich miteinander bewohnen und solange sie in Macht- und Ohnmacht-Spiele verstrickt sind, ist die Metamorphose nicht möglich.

Die Merkabah, das Gefährt für Wunschreisen
Animus und Anima tanzen in jedem Herzen einen Fusionswalzer. Sie tun dies auf der physischen Ebene. Es bildet sich eine Merkabah, bestehend aus einem hellblauen Sonnentetraeder und einem rosa Erdtetraeder. Diese Merkabah ist der Kokon für den Metamorphose-Prozess. Auf der mentalen Ebene bildet sich ebenfalls eine Merkabah. Sie dreht links herum und fusioniert das gereinigte Gedankengut von Animus und Anima.
Zudem kann man mit diesem Gefährt auf Wunschreisen gehen und so den Honeymoon geniessen. Die liebende Verbindung des frisch vermählten Paares drückt sich im nach rechts drehenden Teil der Merkabah aus und die ekstatische Liebe der Seelenzwillinge strahlt in die Welt hinaus.
Sobald das Innenleben mit dem Schmetterlingsprogramm bereinigt ist, kann die Merkabah heruntergeladen und so der Metamorphoseprozess im geschütztem Rahmen durchgemacht werden.

Der Suchende
Es war einmal ein Bettler, der eigentlich er ein Suchender war, aber das wusste er nicht, da sein Bewusstsein durch den Schleier des Vergessens getrübt war. Er sass als Bettler am Strassenrand und hatte Hunger, Durst und kein Geld in der Tasche. Auf der Strasse sah er ein wunderschönes Auto, das auf ihn zufuhr und er schöpfte Hoffnung gerettet zu werden. Doch im Auto sass ein übermütiges Pärchen, das sich über ihn lustig machte und mit Vollgas an ihm vorbeifuhr. Statt etwas zu essen, hatte er Strassendreck im Mund. Statt zu trinken, hatte er eine leere Coladose an den Kopf gekriegt, die achtlos aus dem Fenster geworfen wurde. Statt Geld hatte er einen gehörigen Frust beieinander.
Da kam ein weiteres Auto vorbei. Der Fahrer hiess Martin und war ein netter Kerl. Martin hatte Mitleid mit dem Bettler, hielt seinen Wagen an und zerschnitt mit theatralischer Geste seine Wolldecke und reichte dem Bettler die Hälfte. Zudem nahm er seinen gesamten Proviant und teilte ihn mit ihm. Er hatte auch ein so grosses Herz, dass er den Inhalt seines Geldbeutels mit dem Bettler teilte. Stolz auf seinen Grossmut fuhr Martin weiter. Er hatte seine gute Tat für heute gemacht!
Der Bettler war kurzfristig gesehen auch zufrieden. Er hatte etwas im Magen, ein wenig Geld für den nächsten Einkauf und wenigstens eine halbe Decke, um in der Nacht nicht frieren zu müssen. Doch leider war das Elend nur für kurze Zeit behoben und der Bettler kehrte bald darauf an den Strassenrand zurück.
Da kam ihm ein tibetischer Mönch entgegen, der auch nicht mehr zu besitzen schien als der Bettler. Trotzdem machte er einen glücklichen Eindruck. Der Mönch besah sich den Bettler ganz genau. Er schien ihn mit seinen liebevollen Augen beinahe zu durchleuchten. Nach einer Weile setzte er sich neben den Bettler. Er sagte zu dem Bettler, dass er ihm etwas zeigen würde, wenn er sein Leben etwas glücklicher gestalten wolle, da er sehe, dass er seine Demutsübungen beendet habe und nun bereit sei, den Weg des Glückes zu gehen. Der Bettler schaute ihn skeptisch an und wollte mit seinem leeren Bauch von Glück nichts wissen. Seine Grundbedürfnisse waren ja nicht mal gestillt. Der Mönch nahm ein Sandwich aus seiner Tasche und reichte es dem Bettler, indem er sprach: "Deinen Hunger kann ich dir stillen, deine Gier nicht! Das Sandwich hier muss reichen." Der Bettler war dankbar und bereit, mit dem weisen Mann mitzugehen.
Danach erreichten sie einen Wald. Bei einem dicken Baum lag eine Matte bereit, auf welche sich beide setzten. Der Mönch wies den Bettler an, sein ganzes Leben zu rekapitulieren und alle Geschichten, die nicht glücklich endeten, glücklich enden zu lassen, indem er stets mehrere Wege in Betracht ziehe. Darauf hinterliess er ihm ein paar Nahrungsmittel und ging weg.
Nach drei Tagen des Rekapitulierens lag der Bettler erschöpft auf der Matte. Er hatte die Anleitungen befolgt, da er sah, wie glücklich der Mönch war. "Nun wirst du mit Bewunderung, Annahme, Mitgefühl und Offenheit eine Beziehung zu mir aufbauen, während wir uns um Alltägliches kümmern", erklärte der Mönch und machte sich an die Arbeit.
So lebte der Bettler eine Zeitlang mit dem Mönch zusammen und half ihm bei allen alltäglichen Verrichtungen. Er begann, den Mönch immer mehr zu lieben und bewunderte seine feine Art, mit allem umzugehen. Er lernte auch die einfache Sprache zu schätzen, die keine Kritik in sich barg. Es ging lediglich um Bedürfnisse. Eines Tages hiess der Mönch den Bettler, sich mit ihm unter den grossen Baum zu setzen. Hier sagte er zu ihm, er hätte nun alles von ihm gelernt, was er brauche, um ein glückliches Leben zu führen. Der Bettler wandte ein, er hätte ihn ja gar keine Dinge gelehrt, sie hätten miteinander ja nur den Alltag bestritten.
Der Mönch lächelte und sagte: "Eben, dank der Verbindung, die du mit mir eingegangen bist, hast du nun alle meine Fähigkeiten zu dir herüber geladen. Nun gehe und lebe dein Leben mit diesen Fähigkeiten. Du bist jetzt in der Lage glücklich zu sein: du bist fähig, alles was du willst zu manifestieren, du wirst weder Gier noch Askese leben. So gehe nun in dein Leben. Dies hier ist meins." Der Bettler verstand und ging seines Weges.

Nachtrag
Nun wisse, dass der Geist sich in allen drei Begebenheiten ausgedrückt hat und, dass wir die verschiedenen Arten, dem Bettler zu begegnen, nicht zu beurteilen brauchen.
Wisse auch, dass der Bettler nicht gerettet wurde, sondern ein Suchender war, der das Glück aus eigener Kraft fand.
Du weisst auch, dass du wählen kannst: einen Ignoranten zu ignorieren, einen Hungrigen zu ernähren oder einen Suchenden ein Stück Weg zu begleiten.


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