Heilige Räder

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Gnade
Der Indigo Strahl
Matrix Mandala von Lumen

Der Störer oder der Rebell, Prügelknabe oder Held?

In grossen Zeiten des Umbruchs und Wandels, in Momenten, in welchen alte Strukturen sich selber ad Absurdum geführt haben, taucht er verstärkt auf, der Archetyp des Störers.

Wer stört, hat die undankbare Rolle angenommen, ein verhärtetes und nicht mehr aktuelles Gefüge auf seine Schwächen zu überprüfen und vor allem diejenigen, welche dem System dienen oder darin gefangen sind zu fragen, ob sie diesen Zustand wirklich wollen.

In einem Kurs über Neue Kinder, als ich von den Indigokindern erzählte, die oft als unangenehm und auffällig taxiert, in der Schublade der zu Therapierenden landen,
wurde ich folgendes gefragt: "Ja, aber man muss doch so ein Kind in die Schranken weisen, wenn es eine ganze Klasse stört, die eine Vorleseübung macht, oder?!"

Ich habe versucht die Situation einmal anders auszuleuchten und das ganze System in meine Betrachtungen mit einbezogen, statt einfach nur das eine Kind anzuschauen, welches stört.

Ich habe mich in eine solche Klasse, die mindestens einen Störer hat, eingefühlt und gesehen, dass die meisten Kinder dieser Klasse gar nicht das tun wollen, was sie da tun müssen, ihren Unmut aber gar nicht auszudrücken wagen; im Gegensatz zu dem Indigokind, das oft eine feinere Wahrnehmung besitzt. Ich nahm auch wahr, dass einige Kinder sich ihren wahren Gefühlen gegenüber dieser Tätgkeit gar nicht im Klaren waren, was heisst, dass sie den Draht zu ihrer inneren Wahrheit und ihrem eigenen Willen bereits verloren haben und auf dem besten Weg zur Verlogenheit sind. Diese macht vielleicht gute, funktionierende Bürger aus ihnen, die unser auf Druck und Blendwerk basierendes System stützen, das von Parolen geprägt ist wie: "das Leben ist hart" und "Arbeiten darf keinen Spass" machen!

Meine Gegenfrage zu jener Klasse mit dem Kind, welches die Leserunde stört, war also: "Wieso hat diese Klasse, dieses systemische Gefüge, überhaupt einen Störer?" Diese ist eine ganz andere Frage als jene, die wir gemeinhin stellen: "Was hat dieses Kind, das stört für ein Problem?"
Ich denke, dass beide Fragen berechtigt sind, stelle jedoch immer wieder fest, dass hauptsächlich die zweite gestellt wird in einer solchen Situation, da das System gar nicht in Frage gestellt wird oder werden darf!

Als ich mich tiefer mit der Situation in dieser Klasse verband, stellte ich fest, dass der Störer eigentlich nur ausdrückte was 80 Prozent der Klasse, inklusive Lehrer empfanden; praktisch alle hatten gar nicht Lust zu lesen, wären lieber draussen am spielen und auf Bäume geklettert. Fast alle waren woanders mit ihren Gedanken. Der Störer nahm diese Zerstreuung auf und drückte die Unlust und Unehrlichkeit gegenüber der vorliegenden Tätigkeit des Lesens auf und drückte sie aus. Das störende Kind war also nichts anderes, als ein Sprachrohr für die Spannung und den unterbewussten Unmut von allen gegenüber der Situation.

Ich selber habe den Störer als Archetypen und seine wichtige Rolle in einer Gruppe erkannt und bin ihm stets dankbar, wenn er zu wirken beginnt. So war oft in unseren Kursen meine engste Mitarbeiterin prädestiniert, diese Rolle zu spielen und gab sich ihr mit Bravour hin! In einem Kurs mit einer Gruppe von etwa 12 Leuten nahm ich wahr, wie meine Mitarbeiterin ständig versuchte, die Gruppe zu zerstreuen und Kaffeklatsch inizierte, bevor ich überhaupt ein paar einleitende Sätze zum Kursthema formulieren konnte. Ich lehnte mich zurück und stellte einfach fest, was da geschah, wartete ab, im Wissen, dass diese Gruppe sich offensichtlich noch nicht einig war, was sie eigentlich wollte. Weil ich gar keine Lust habe, Menschen etwas zu vermitteln, die dies gar nicht wollen und gegenüber "Kürslitouristen" eine gewisse Abneigung hege, liess ich meine Mitarbeiterin ganz bewusst weitermachen um zu sehen, wo diese Gruppe heute überhaupt hin wollte. Doch plötzlich erhob sich eine strenge Stimme aus dem allgemeinen Getümmel und Kaffeegeklatsche, die den klaren Wunsch formulierte, meinen Ausführungen folgen zu wollen und nun mit dem Kurs fortzufahren. Plötzlich wurde es mäuschenstill und alle fokussierten auf das Thema. Diese Frau hatte die Rolle des Verteidigers des Wunsches übernommen, der sich nun aus dem Unbewussten der Gruppe formuliert hatte und diesen ganz klar gegenüber dem Störer formuliert. Jetzt hatte ich eine Gruppe vor mir, die sich wirklich darüber einig war, dass sie heute etwas erleben und lernen wollte und meine Mitarbeiterin durfte ihre undankbare Rolle wieder abgeben. Die anfängliche Spannung wurde durch die Rollen des Störers und des Verteidigers entladen.

In Diskussionsrunden hat man ja ganz bewusst den Störer als Diskussionsteilnehmer unter dem Namen Advokatus Diaboli etabliert um der Diskussion auch die nötige Spannung und den Teilnehmern eine Herausforderung zu bieten. Hier ist der Störer etwas völlig Legitimes und seine Anwesenheit beschleunigt den Diskussionsprozess und die Wahrheitsfindung. So frage ich mich manchmal, warum wir in unseren Schulen das grosse Störpotential, das wir dort haben, nicht nutzen, um der Ehrlichkeit und neuen Strukturen endlich Raum zu geben.
Politische Systeme erleben auch immer wieder, dass sie von Rebellen gestürzt werden, sobald sie marode und korrumpiert worden sind; diese Störer werden als Helden gefeiert und gehen als grosse Rebellen in die Geschichte ein.

Was mich bei der Geschichte der lesenden Klasse am meisten frappierte, war, dass auch die Lehrerin keinen Spass an ihrer Arbeit hatte und von einem anderen Leben träumte! Wie soll eine unmotivierte Lehrerin ihre unmotivierten Schüler motivieren können? Wieso tun wir den ganzen Tag Dinge, die wir eigentlich gar nicht tun wollen, die uns überhaupt nicht interessieren? Wieso erziehen wir unsere Kinder im Glauben, dass das Leben hart sein muss und keinen Spass machen darf? Ist dies ein Neandertalerkonzept, das dem Überleben dienen soll, das längst ausgedient bis ins 3000 Jahrtausend nachwirkt oder stehen da noch andere Kräfte dahinter? Ist es das Kollektivgewissen in der satten ersten Welt gegenüber jenen Menschen, die unter Krieg oder Hunger leiden? Warum leiden wir so, wenn wir nicht einmal "müssen"?

Ich gehe davon aus, dass es in einer Gesellschaft mit der Besetzung aller Rollen, die benötigt werden, aufgeht, wenn jeder genau das macht, was ihm am meisten Freude bereitet. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, alle Bedürfnisse einer Freude-orientierten Gesellschaft zu decken! Doch leider haben wir längst verlernt glücklich zu sein und das zu tun, was Spass macht. Gerade der Schweizer vertritt noch stark die Meinung, dass alles hart verdient werden muss und für alles und jedes unter Schweiss und Stress gekämpft werden muss, obschon uns die momentane Lage auf dem Arbeitsmarkt eines anderen belehrt, dies ja schlicht für viele unmöglich macht.
Nichts tun ist schlecht, untätige Leute sind Faulenzer; aber vielleicht sind diese Menschen auf anderen Ebenen überaus produktiv! Die Funktion des Träumens und der Archtyp des Träumers wird nun langsam auch in unserer Gesellschaft dank C.G. Jung wieder entdeckt, zumindest bei einer kleinen Gruppe von Therapeuten und Psychologen. Auch mit den Träumer-Kindern haben unsere Schulen zu kämpfen und wollen diese Rollen aus dem Klassenzimmer verbannt sehen. Doch ist es nicht gerade der Traum, der unserem Leben das gewisse Etwas verleiht? Ist es nicht ehrlicher, sich halt im Traum in die Natur hinaus zu bewegen und den Vögeln zu lauschen, statt einer langweiligen Lesestunde beizuwohnen? Ist es nicht unsere letzte Zuflucht, die wir wählen, wenn wir in den grauen Käfigen unserer Systeme, die uns längst beherrschen, keinen Ausweg mehr gefunden haben? Ist nicht der Traum die Grundlage für den Aus- und Umbruch?

Der Störer hat allein die Aufgabe, den Traum der Gruppe zu vertreten, ist eigentlich sein Anwalt, ob das Kind, das diese Rolle übernimmt noch persönliche Probleme hat ist in dieser Fragestellung irrelevant, hier müssen wir der Klasse helfen aus der Gefangenschaft zu entkommen!

Nun aber doch auch noch ein paar Worte zu jenen Individuen, die prädestiniert sind für die Rolle des Störers oder Rebellen und in ihr gleichsam gefangen sind. Weil eine solche Aufgabe sehr undankbar und so verpönt wird, führt ihre Ausübung auch immer zu Sanktionen gegenüber dem Kind welches den Mut hat, diese Rolle zu spielen. Natürlich haben Menschen, für welche nur noch diese Rolle übrig bleibt, oft auch persönliche Schwächen oder kommen aus schwierigen Umständen. So werden sie schnell gebrandmarkt und entdecken aber auch das Potential von Aufmerksamkeit und "Zuwendung", wenn sie diese Rolle spielen. Da Sanktionen nach wie vor üblicher sind in unseren Schulen, als eine positive Verstärkung der gewünschten Eigenschaften, gewinnt natürlich energetisch gesehen der Störer viel mehr als ein braves "Gefall-Kind". So verstärken wir sein Verhalten, das vielleicht nur aus Aufmerksamkeitsmangel zu Hause oder den gleichen Konditionierungen mit Sanktionen von hause aus, enstanden ist. Interssant auch, dass gerade viele Störer mit dem Begriff Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom gebrandmarkt werden, da stelle ich mir halt auch die Frage auf welcher Seite sich dieses Defizit tatsächlich befindet!

Eine aufmerksame Lehrerin wird das Rollenspiel in der Klasse aufdecken und damit zu spielen beginnen. Sie wird die Rolle des Störers einmal ganz bewusst einem andern Kind zuteilen und dem sozial schwachen Mitglied der Klasse die Chance geben, eine andere Rolle zu wählen, die bis anhin sowieso schon besetzt war.
Die moderne Lehrerin und der aufgeschlossene Lehrer wird achtsam sein gegenüber dem Traum der Klasse und ein Gefühl entwickeln für freudvolles Arbeiten und zusammen sein mit seinen Schülern. Die neue Lehrergilde schreibt sich vielleicht nicht mehr Geld aufs Banner, sondern ein wahres Interesse an Kindern und einer wohltuenden Entwicklung einer Gesellschaft, die nicht an ihre Systeme versklavt ist, sondern neue Systeme und Strukturen entwickelt, welche Freiheit und Glück auf allen Ebenen erlauben, indem wir uns all den Herausforderungen dieser modernen Zivilisation stellen und unsere hausgemachte Maschinerie wieder an ihren Platz verweisen, nämlich in den Dienst der Menschen und der Natur! So auch die Maschinerie der Schule.

Die Jugendlichen sind in ihrer Entwicklungsphase dem Archetypen des Störers oder Rebellen am nächsten. Somit kann sich eine Gesellschaft im Verhalten ihrer Jugend widerspiegeln und sollte alarmiert sein, wenn es ihr schlecht geht. Statt die Jugend zu therapieren oder von der Bildfläche zu schieben, könnte die betroffene Gesellschaft auf die Zeichen reagieren und ihren Traum durch die Jugend an die Oberfläche dringen lassen. Die Rebellen sind wie schon gesagt die Anwälte des Traumes der Gruppe von der sie stammen. Dies gilt auch für unsere Jugend, die es verdient hätte, Werkzeuge für den Ausdruck desselben in die Hände zu bekommen.
Meine Antwort hierauf heisst Kunst! Kunst ist ein viel wohltuenderer Kanal, mit welchem der Störer sein Anliegen vorbringen kann, als destruktive Wege. Doch bezeichnend für unsere Welt ist auch hier, dass wir grauen Beton den bunten Graffities unserer Jugend vorziehen oder einem Kind, das in der Klasse zur "Unzeit" singt, mit einer Strafe belasten, statt den Wunsch zu singen aufzunehmen und der Freude die dadurch aufkommen kann Raum zu geben.

Irin Zschokke 27. August 2010

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